Die Schulhausumgebung – ein Lernort mit Potenzial

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Lernorte in der Schulhausumgebung

Garten-Beete, Pflanzkübel, ein Komposthaufen, eine Hecke, ein Obstgarten oder auch eine nahegelegene Wiese oder andere Freifläche – aktuell rücken diese Lernorte in der Schulhausumgebung wieder in den Fokus von Lehrpersonen und Schulen und werden neu entdeckt. Durch bewusstes einbinden der Schulhausumgebung in das pädagogische (Schul-)Konzept und den Unterricht, ergeben sich vielfältige Potenziale handlungsorientiert, perspektivenverbindend und partizipativ Bildungsprozesse – insbesondere auch für eine Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung – anzustossen.

An vielen Schulen entstehen kleine und grosse Schulhaus- und Schulgartenprojekte mit den unterschiedlichsten Schwerpunkten und Intentionen, unter anderem initiiert durch Projekte und Personen des BNE-Garten-Labors und der Fachstelle Lernorte in der Schulhausumgebung.

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Lernort Schulgarten

Wieso ein Schulgarten? Hintergründe zum Lernort in der Schulhausumgebung.

Lehren und Lernen im Schulgarten hat eine lange Tradition. Ein Blick auf die Geschichte zeigt, dass Schulgärten seit dem 18. Jahrhundert in unterschiedlichen Phasen mit verschiedenen pädagogischen Intentionen, wie z.B. Befähigung zur Selbstversorgung, Erfahrungs- und Handlungsorientierung des Lernens, Ökologieerziehung oder Gesundheitsförderung, eingesetzt wurden (Klein, 2011; Wolf & Haubenhofer, 2015).

Bei aktuellen Schulgarteninitiativen und -projekten stehen oftmals Aspekte von Reparaturbemühungen hinsichtlich der aufwachsenden Generation wie die Gesundheitsförderung, das Ermöglichen von fehlenden originalen Begegnungen mit der Natur oder Umwelterziehung im Zentrum. Oder es wird angelehnt an reformpädagogische Gedanken die Abwendung vom wissenszentrierten Pauken hin zu einem anwendungsorientierten Unterricht postuliert. Die Arbeit mit und in einem Schulgarten bietet jedoch darüber hinaus insbesondere Vorteile und ideale Gelegenheit für einen motivierenden Unterricht und den zukunftsoptimistischen, lebensnahen und handlungs-orientierten Aufbau vielfältiger Kompetenzen in unterschiedlichen Bereichen gemäss des aktuellen Deutschschweizer Lehrplans. Dazu soll der Schulgarten zielorientiert eingesetzt werden.

So wird er nicht nur ein bepflanzter Ort, sondern ein Lernfeld, in welchem bildungsrelevante Themen erarbeitet und umgesetzt werden können und sich eine Vielzahl von Lernchancen ergeben wie beispielsweise ästhetisch-sinnliches Erleben, Freude und Wertschätzung praktischen Tätigseins oder das Kennenlernen von Naturkreisläufen und Lebenszusammenhängen (Giest, 2014).

Quellen:
Giest, H. (22014)(Hrsg.): Umweltbildung und Schulgarten. Potsdam: Universitätsbibliothek.
Klein, C. (2011). Schulgärten gestalten und in den Unterricht einbeziehen. Mit besonderem Blick auf Ernährung. Lehrerselbstverlag.
Wolf, R., & Haubenhofer, D. (2015). Lernen und Lehren im Garten. Analyse über Ursprung, Definition, Abgrenzung und Wirkung von Gartenpädagogik. (Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Hrsg.).

Naheliegend ist der anschauliche Aufbau von Fachwissen und fachlichen Kompetenzen anhand eines Schulgartens im Bereich der naturwissenschaftlichen Disziplinen und Fächern. Ausgehend von einem mehrperspektivisch orientierten Sachunterricht und einer entsprechenden Fragestellung können Phänomene der Natur mit einer fragend-forschenden Haltung beobachtet und erkundet und dabei fachliche und methodische Kompetenzen handlungsorientiert und lebensnah aufgebaut werden. Gerade eine disziplinen- respektive fächerübergreifende Bearbeitung von Themen macht die Komplexität und Zusammenhänge von Phänomenen und Situationen deutlich (Departement für Bildung und Kultur (DBK), 2015) und anhand des Schulgartens erfahr- und begreifbar.

Weiter bietet sich in der Bearbeitung der Themen und den Tätigkeiten im Garten nicht nur der Einbezug unterschiedlicher naturwissenschaftlicher, sondern gerade auch aller anderer Fächer an. Es können verschiedene Gelegenheiten geschaffen werden, mathematische, sprachliche oder auch musische, gestalterische oder sportliche Kompetenzen aufzubauen. Dabei erstrebenswert ist es, Lernaufgaben aus den unterschiedlichen Fachbereichen nicht additiv aneinanderzureihen. Vielmehr gilt es, im Sinne eines fächerverbindenden Unterrichts, in Unterrichtstätigkeiten den Erwerb von Kompetenzen aus verschiedenen Kompetenzbereichen miteinander zu verknüpfen. Dies ist insbesondere auch vor dem Hintergrund sinnvoll, als dass die Arbeit im und mit dem Schulgarten im Unterricht oft eher viel Zeit in Anspruch nimmt und diese entsprechend für die verschiedensten Kompetenzbereiche gewinnbringend genutzt werden kann und soll. Dazu zählen in nicht geringem Masse auch die überfachlichen Kompetenzbereiche. Bei der praktischen Gartenarbeit und der Bearbeitung von Garten-Themen im Unterricht können verschiedene personale, soziale und methodische Kompetenzen aufgebaut und gefördert werden. Insbesondere auch eine Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ist an einen solchen Einsatz des Schulgartens im Unterricht ideal anschlussfähig.


Quelle:
Departement für Bildung und Kultur (DBK) des Kantons Solothurn (2015). Lehrplan 21. Natur, Mensch, Gesellschaft – Didaktische Hinweise. Online verfügbar. URL: https://so.lehrplan.ch/index.php?code=e|6|3 [Stand: 14.04.2021]

Um Unterricht nach diesen Vorstellungen zu ermöglichen, ist nicht zwingend eine grosse Gartenfläche mit Gemüsebeeten mit hohem Pflegeaufwand nötig. Ziel ist es, ein «lebendes Labor» als Handlungs- und Erfahrungsraum zu schaffen, in welchem Phänomene und Zusammenhänge der Natur aufgezeigt und die Kompetenzen, auf welche abgezielt werden, geübt werden können. Gerade für Garteneinsteiger:innen sind ein paar gut durchdacht bepflanzte Behälter ein niederschwelliger Einstieg. Ein Schulgarten ist zudem weit mehr als nur Nutzgarten mit Gemüse-, Früchte- und Kräuteranbau. Ebenso bietet die Schulhausumgebung mit Hecken, Grasflächen und unzähligen Nischen viele Möglichkeiten, Lerngelegenheiten zu schaffen. Auch die weiter gefasste Schulhausumgebung mit Flächen in Nachbarsgärten, auf dem Gemeindeareal oder von anderen Institutionen können als Lernorte zum Einsatz kommen. Gerade die Zusammenarbeit mit anderen Akteur:innen erweitert das Spektrum der Lerngelegenheiten.

Im BNE-Unterricht werden Teilkompetenzen meist anhand einer zentralen Fragestellung bearbeitet wie beispielsweise passend zum Schulgarten: «Wem gehört der Boden?», «Werden alle satt?», «Kartoffel = ein Kulturerbe?» oder «Wie sehen ‹gute› Lebensmittel der Zukunft aus?».

Der grosse Vorteil eines Schulgartens ist, dass anfangs abstrakt erscheinende Fragen für Kinder zugänglich und (be-)greifbar werden. Die Suche nach Antworten wird verknüpft mit den manuellen und sinnlichen Erfahrungen sowie den kognitiven Einsichten im Garten. Die Lernenden werden Teil der «Gartenwelt», in der es darum geht, mitzuentscheiden und zu handeln.

Sie können üben, eine gesellschaftlich relevante Frage aus verschiedenen Blickwinkeln und unterschiedlichen Dimensionen (ökologisch, soziokulturell, ökonomisch) zu durchleuchten, verschiedene Argumente gegeneinander abzuwägen und mit Fokus auf zukünftige Entwicklungen gemeinsam mit anderen Lösungen und «sowohl-als-auch»-Varianten auszuhandeln. Dies immer mit dem Ziel, zu einer eigenen, begründeten Meinung zu finden.

Vernetzung und Meinungsfindung verlangen nach gefestigtem Wissen, das im Schulgarten mit Erfahrungen und eigenen Erkenntnissen aufgebaut wird. Somit entfalten sich im Schulgarten ideale Möglichkeiten für die Umsetzung einer BNE, wie sie im Lehrplan 21 vorgesehen ist.

Interesse an einem Schulgarten? Nehmen Sie Kontakt mit unserer Expertin auf!

Kontakt

Ursula Lemmenmeier

Leiterin BNE-Garten-Labor

Adresse:

Obere Sternengasse 7
4502 Solothurn

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